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Marken im Metaverse: Was erwartet Unternehmen im Web3?

Marken im Metaverse: Was erwartet Unternehmen im Web3?

Die rasant fortschreitende Entwicklung des Web3 bietet transformative Chancen für Unternehmenswachstum und Markenführung. Eine strategische Vorbereitung auf diese Ära kann einen bedeutenden Wettbewerbsvorteil darstellen.

„It’s wild what’s going on…It is the big new thing!“ war Bill Gates‘ Antwort auf die Frage des TV-Moderators David Letterman „What about that Internet thing?“. Das war 1995. Heute würde wohl niemand mehr das Internet als „Neuland“ bezeichnen, wie es die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel noch im Jahr 2013 tat.

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Doch welche aufregenden Möglichkeiten eröffnet uns das Web 3.0, und warum ist es für Unternehmen unverzichtbar?

Um das zu verstehen, blicken wir zurück auf die unerfüllten Versprechen des Internets. Die Pioniere des frühen Internets träumten von einer digitalen Welt ohne Grenzen – einem Schlaraffenland der gegenseitigen Bereicherung, in dem jedem das Wissen der Welt vor die Füße gelegt wird und er mithilfe dieses Fundaments demokratisch agieren kann. Die ganze Welt sollte verbunden sein und frei von Unterdrückung miteinander interagieren können.

Skandale wie der um Facebook und Amazon haben die Illusion eines perfekten digitalen Utopias zerstört. Technologieunternehmen streben danach, mitzuregieren und verkaufen die Aufmerksamkeit ihrer Nutzer – an andere Unternehmen und politische Akteure, die sich damit Teile der Verbraucher und Bürger aneignen, die sich zuvor nicht kommerzialisieren ließen.

Bekanntermaßen ist diese digitale Arena von wenigen Tech-Riesen besetzt, die sie beherrschen. Ihre Plattformen und Marktplätze schaffen eine unausgewogene Abhängigkeit, von der kleinere Unternehmen oft benachteiligt werden.

Diese Verschiebung der Macht überschreitet jedoch die digitale Landschaft und infiltriert den lokalen Markt. Lokale Unternehmen haben es zunehmend schwer, sich gegen die Tech-Giganten zu behaupten, wobei sie Jahr für Jahr Marktanteile verlieren, während die Kosten steigen. Das Motto „Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit“ scheint sich in diesem Fall zu bewahrheiten.

Die Evolution des Web3 katalysiert tiefgreifende ökonomische und gesellschaftliche Veränderungen.

Das Web3 steht jedoch bereit, diese Dynamik zu ändern. Mit Technologien, die die digitale Kontrolle dezentralisieren, kann es Macht und Eigentum zurück in die Hände von kleinen Unternehmen und Einzelpersonen legen. Wer sich schon jetzt damit beschäftigt, bereitet sich und sein Unternehmen darauf vor, von dieser Wende zu profitieren – und das auf ungeahnte Weise. Nehmen wir als Beispiel Google: Wer hätte vor 25 Jahren geahnt, dass ein digitalisiertes Verzeichnis zu einem der wertvollsten Unternehmen der Welt aufsteigen würde?

Wir befinden uns derzeit in einer Phase der technologischen Weiterentwicklung des Internets, die sich – wenn überhaupt – mit den Anfängen der heute als „Web2“ oder „Web 2.0“ bezeichneten Version des Internets zu Beginn der 2000er Jahre vergleichen lässt.

Die Revolution, die durch E-Mails, personalisierte Webseiten, Online-Shops und Social Media ausgelöst wurde, hat das Geschäftsfeld und den Alltag auf eine Weise umgestaltet, die wir uns zuvor nicht hätten vorstellen können. Jetzt steht uns eine noch größere Transformation bevor.

Spätestens seit der medienwirksamen Umbenennung des Social-Media-Konzerns „Facebook“ zu „Meta“, taucht vor allem der Begriff „Metaverse“ (engl.) oder „Metaversum“ immer häufiger auf. Zahlreiche große Marken „strömen“ geradezu in den „Web3-Space“. Manche Unternehmen kreieren ihr eigenes Metaverse wie beispielsweise Nike mit „Nikeland“ und andere suchen ihren Raum bei den bekannten „Platzhirschen“ unter den Metaverse-Anbietern wie Decentraland, Roblox und Sandbox.

Kryptowährungen, wie Bitcoin oder Ethereum und andere auf der Blockchain-Technologie basierende Finanzprodukte setzen sich zunehmend im Alltag durch und werden zum Gegenstand der gesellschaftlichen, politischen und rechtlichen Diskussion. Die Anwendungen von AI (Artificial Intelligence), wie der ChatBot „ChatGPT“ sowie von VR (Virtual Reality) und AR (Augmented Reality) werden immer selbstverständlicher im Alltag und finden auch in der Industrie und Wirtschaft breitere Anwendung (Stichwort „Industrial Metaverse“).  

Web3 und NFT-Technlologie: Milliardenmarkt mit Potenial

In nur zwei Jahren hat die NFT-Technologie das Spielfeld für die Vermarktung und den Vertrieb digitaler Inhalte komplett umgestaltet und bietet Unternehmen bisher ungekannte Chancen. Sie bietet die Möglichkeit, digitale Inhalte, wie Kunstwerke, Fotos, Video- und Audiodateien, mit einem (vermeintlich) fälschungssicheren Echtheitszertifikat zu versehen und somit einzigartig und nicht austauschbar („non-fungible“) zu machen. Um diese neue Form des digitalen Besitztums, entwickelte sich binnen kürzester Zeit ein völlig neuer, disruptiver Milliarden-Markt.

NFT-Projekte wie die „Cryptopunks“ oder die „Bored Apes“ sprießten aus dem Boden. Die digitale Kunstwelt erlebt dank der NFTs einen einzigartigen „Boom“. Bestes Beispiel: Der US-amerikanische Digitalkünstler Beeple erzielte bei einer Versteigerung über das Auktionshaus Christie’s für sein NFT-Kunstwerk „Everydays: the First 5000 Days“ 69 Millionen US Dollar! Die Zahlen sprechen für sich: Während das Gesamt-Marktvolumen des „NFT-Marktes“ international im Jahre 2020 noch $82 Millionen betrug, waren es im Jahr 2021 bereits mehr als $17 Milliarden. Ein Anstieg von knapp 21.000 %.

Nach einem massiven Einbruch des gesamten Krypto- und NFT-Marktes im Jahr 2022 („Bären-Markt“) lassen die Prognosen auf einen weiteren Anstieg des NFT-Handelsvolumens und somit auf die weitere Etablierung von NFTs und darauf aufbauenden Geschäftsmodellen schließen. Schon im Jahr 2023 soll der Umsatz im Bereich NFT knapp 3,5 Milliarden Euro betragen und bis 2027 auf mehr als 7,5 Milliarden Euro ansteigen.

Es führt kein Weg daran vorbei: Marken müssen im Web3 Fuß fassen.

Die bisherigen Entwicklungen im Web3, und vor allem im sog. „NFT-Space,“ haben in den vergangenen Jahren zahlreiche Unternehmen aus unterschiedlichsten Branchen dazu veranlasst, sich um eine eigene Präsenz im Web3 zu bemühen. Die Liste der Unternehmen mit eigener Web3-Strategie liest sich schon jetzt wie das „Who is Who“ der international bekannten Premiummarken.

Mit dabei sind unter anderem StarbucksMcDonald’s, Pepsi, Heineken und Jack Daniels sowie die Mode- und Lifestyle-Marken Nike, Gucci, Louis Vuttion, H&M und Prada. Auch die Entertainment-Riesen Disney und Netflix, Instagram sowie die US-Sportligen NBA (Basketball) und NFL (American Football) sind mit eigenen NFT-Projekten vertreten. Gleiches gilt für die großen Automarken Ford, BMW und Nissan sowie die zur VW-Gruppe gehörenden Marken Porsche, Audi, Skoda und Lamborghini.

Auch einige Unternehmen aus dem DACH-Raum sind schon im Web3 angekommen. Dazu gehören NIVEA,  Adidas und PumaHugo Boss sowie Red BullRimowa, der Schweizer Luxusuhren-Hersteller Tag Heuer sowie das Modelabel Philipp Plein. Auch der Bonner Süßwaren-Gigant HARIBO bereitet derzeit seinen Einstieg ins Web3 vor.

NFTs ermöglichen die „Phygital“-Revolution: die Verschmelzung physischer und digitaler Produktwelten

Den bisher wohl erfolgreichsten Einstieg ins Web3 hat wohl der US-Markenriesen NIKE hingelegt. Die von dem zu NIKE gehörenden digitalen Designstudio „RTFKT“ (ausgesprochen wie „ARTEFAKT“) unter dem Namen „Nike Cryptokick“ herausgegebenen Turnschuh-NFTs gelten schon jetzt als begehrte Sammel- und Anlageobjekte, mit denen sich die Avatare ihrer Inhaber:innen künftig im Metaverse schmücken können. Die zunächst nur digital erstellten und als NFT herausgegebenen Cryptokicks werden mittlerweile auch als echte, physische Turnschuhe, den „RTFKT Cryptokicks iRL“ (= „in Real Life“), angeboten.

RTFKT Mit-Gründer Zaptio mit Nike Sneaker Designer Tinker Hatfield © RTFKT

NIKE ist mit dieser Strategie in der Web3-Welt angekommen und hat es zugleich geschafft, das Geschäft aus der digitalen Welt in die reale, physische Produktwelt zu transferieren. Diese Verschmelzung der physischen und virtuellen Produkt- und Erlebniswelten wird im Web3 als „phygital“ bezeichnet (engl. Kofferwort aus „physical“ und „digital“).

Web3: Wer jetzt handelt, nutzt die Dynamik des „First Movers“ und macht aus der Umstellung einen Wettbewerbsvorteil.

Die rasante Entwicklung des Web3 stellt Unternehmen vor neue Herausforderungen und Chancen. NFTs, Dezentralisierung und das Metaverse verändern die Spielregeln. Um als Unternehmen mit starker Marke weiterhin präsent zu bleiben, ist es wichtig, sich auf diese Neuerungen einzustellen. 

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Marie-Christin Lender

Kulturwissenschaftlerin und Nachhaltigkeitsexpertin

Marie ist Kulturwissenschaftlerin (MSc), zertifizierte Nachhaltigkeitsexpertin (SDG, GRI) und hat einen Abschluss im Design-Thinking-Advanced-Track (HPI). Sie unterstützt Unternehmungen und Organisationen bei der nachhaltigen und digitalen Entwicklung.

Im Rahmen von Design Thinking Projekten am Hasso-Plattner-Institut befasste sie sich intensiv mit Anwendungsmöglichkeiten von Blockchain-Technologien zur Entwicklung von menschenzentrierten Problemlösungen. 

Zuvor arbeitete sie als Kuratorin und Projektmanagerin in öffentlichen Ausstellungsräumen im Bereich der zeitgenössischen Kunst. Sie ist außerdem Redakteurin von Publikationen und Blogs.

Dr. Peter Lender

Experte für die digitale und nachhaltige Transformation von Geschäftsmodellen

Peter ist geschäftsführender Gesellschafter der DIGUM GmbH.

Er ist DIN-ISO-zertifizierter Nachhaltigkeitsmanager und Entwickler des DigitalisierungsAudits sowie von zahlreichen Plattformen und Ökosystemen. Als zertifizierter Sanierungsberater (IFUS-Institut) ist er u.a. Mitbegründer der Geschäftsmodell-Werkstatt, sowie der DigitalisierungsAkademie.

Zuvor befasste er sich mit dem Aufbau und der Positionierung von Kunden-Service und User Experience im Rahmen der Transformation von Geschäftsmodellen. Er ist Autor von Fachbüchern und Herausgeber des T4Magazins.

In Konstanz hat er hat Volkswirtschaft und in Kiel Agrarökonomie studiert und anschließend als Doktor der Agrarwissenschaften promoviert. Er ist außerdem Diplom Bankbetriebswirt (ADG).

Fabian Braches, LL.M. (London)

Rechtsanwalt. Web3-Enthusiast. Experte für Marken.

Fabian ist Rechtsanwalt, Dozent und Unternehmer. Er ist Gründer von metasprung und Inhaber der auf die Medien- und Digitalwirtschaft spezialisierten Kanzlei EINS.

Als Fachanwalt für Urheber- und Medienrecht und Gewerblichen Rechtsschutz berät Fabian nationale und internationale Unternehmen aus der Medien-, Kreativ- und Digitalwirtschaft zu allen rechtlichen Fragestellungen.

Seine ersten Metaverse-Erfahrungen machte er in den 1990er Jahren in einem „Virtuality Cafè“ in Berlin. Im Jahr 2009 verfasste er an der University of Westminster (London) seine Master-Arbeit über Markenrechtsverletzungen in virtuellen Welten („Second Life“) und befasst sich seitdem schwerpunktmäßig mit Markenschutz im digitalen Raum.