Das Internet hat sich in den letzten Jahrzehnten enorm weiterentwickelt und wir sind mittlerweile beim Web3 angekommen. Doch was bedeutet das eigentlich und welche neuen Technologien und Anwendungen gibt es? Eins ist sicher: Die Zukunft wird spannend!
Im Gegensatz zu den vorherigen Versionen des Internets, ist es möglich im Web3 nicht nur virtuelle Räume immersiv zu erfahren und zu teilen, sondern auch digitale Objekte zu besitzen und auszutauschen. Ein weiteres Merkmal ist die Dezentralisierung. Das Web3 basiert auf einem netzwerkorientierten System, bei dem es keiner Legitimierung von externen Institutionen bedarf. Dies bietet auch ein neues Umfeld für Unternehmungen und Organisationen.
Von der Entstehung des Internets bis zur heutigen Vision des Web3
Die rückblickend heute als Web1 bezeichnete Ära bezieht sich auf die Jahre 1990 bis 2004; damals bestand das World Wide Web hauptsächlich aus statischen Websites, die von Unternehmen betrieben wurden. Das Internet in Form der physischen Infrastruktur mit Leitungen und Servern, über die man kommunizierte, wurde 1991 durch HTML und URL ersetzt, das die Navigation zwischen statischen Seiten ermöglichte und somit Informationen für die Nutzer:innen lesbar machte.
Seit dem Jahr 2004 und dem Aufkommen von Social-Media-Plattformen, gibt es nicht nur die Möglichkeit zum Lesen und Schreiben, sondern auch der Interaktion, also des Teilens von Informationen in Bild- und Text-Form. Das Internet wurde interaktiver, in dem die Sozialen Medien wie Facebook und Twitter das Onlineerlebnis prägen. Darüber hinaus wurden Inhalte durch Youtube, Wikipedia und Google ganz neu zugänglich und es gibt die Möglichkeit, diese zu kommentieren.
Im sogenannten Web2 sind die Nutzer:innen nicht die „Eigentümer:innen“ ihrer geteilten Inhalte und profitierten auch nicht bzw. nur mittelbar von deren Monetarisierung in Form von Werbeeinnahmen. Die Strukturen waren von Zentralisierung geprägt und Netzwerk- und Skaleneffekte stehen nach wie vor im Vordergrund. Daten haben den Status von „Kapital“ eingenommen und Unternehmen sind darauf aus, davon so viele wie möglich von ihren Nutzer:innen zu sammeln. Darauf basierende Geschäftsmodelle brachten einigen Unternehmen große Profite. Gleichzeitig haben Individuen als Influencer:innen oder im Rahmen der Sharing Economy lukrative Einkommensquellen schaffen können.
Ab dem Jahr 2014 entstand der Begriff Web3. Gavin Wood postulierte, dass das Web2 zu viel Vertrauen erfordert, da der größte Teil des Webs, das Nutzer:innen heute kennen, von privaten Unternehmen verwaltet und kontrolliert wird. Folgende Grundprinzipien wurden zu einer Vision des „neuen Internets“:
- Jeder soll den gleichen Zugang zur Teilnahme haben;
- Das geistige Eigentum an den Inhalten bleibt bei den Entwickler:innen und Nutzer:innen bzw. wird zwischen diesen verteilt;
- Vertrauen wird durch Transparenz hergestellt;
- Neue Technologien ersetzen externe Kontrollsysteme.
Wie ein zentrales Kontrollsystem ersetzt wird: Kryptowährungen, Proof-of-Stake, Smart Contracts und DAOs
Aktuell gibt es viele Arten von Kryptowährungen, wobei die bekanntesten „Bitcoin“ und „Ethereum“ sind. Bei Bitcoin dient die Blockchain-Technologie der Dokumentation des Besitzes und des Austausches der Bitcoins. Ethereum ist sowohl Kryptowährung als auch Plattform für weitere Kryptowährungen und Blockchain-Projekte.
Bei „Proof-of-Stake-Blockchains“ reicht bei einer Transaktion lediglich der Konsens der Teilnehmenden, um die Legitimität zu bestätigen. Auch hier können nur Daten hinzugefügt und nicht gelöscht werden. Smart Contracts werden durch Proof-of-Stake ermöglicht und stellen eine Reihe von Bedingungen im Code dar, die in der Blockchain gespeichert werden. Wenn diese Bedingungen erfüllt sind, wird der Vertrag automatisch ausgelöst.
Proof-of-Stake, Smart Contracts und Kryptowährungen und die damit verbundenen Überlegungen gehen über den Kauf, Verkauf und die Kontoverwaltung für Kryptowährungen wie Bitcoin hinaus. Es gibt bis dato noch keine bestehenden Rechtsvorschriften, doch eines steht bereits jetzt fest:
Smart Contracts haben das Potenzial, ein integraler Bestandteil der Finanzwelt, der Wirtschaft und der Gesellschaft zu werden, da durch sie Vertragsbedingungen mit weniger Aufwand abzubilden sind (Beispielsweise in Bezug auf Grundbucheinträge u.ä.).
DAO steht für „Decentralized Autonomous Organization,“ also Unternehmen ohne zentrale Führung. Geld wird eingenommen und ausgegeben, jedoch basieren alle Entscheidungen auf einer Abstimmung unter den Mitgliedern. Die Mitglieder verfolgen oft ein gemeinsames Ziel, sind geografisch unabhängig und kennen sich meistens nicht untereinander. Besonders im Hinblick auf ein dezentrales Finanzsystem werden die Entwicklungen beobachtet.
Ein Non-Fungible-Token (NFT) ist ein digital geschütztes Objekt
NFT oder „Non-Fungible-Tokens“ stellen eine Art digitale Besitzurkunde dar. Anders als Kryptowährungen wie zum Beispiel Bitcoins, die wie Bargeld untereinander tauschbar sind, sind NFTs einzigartig und daher nicht austauschbar, also nicht fungibel.
Durch diese Individualisierbarkeit können digitale Objekte, wie zum Beispiel digitale Kunstwerke oder andere Sammlerobjekte, einzelne Bilder und Videosequenzen aus der Sportgeschichte oder aber auch die Titel des amerikanischen „Time“ Magazins gehandelt und somit monetarisiert werden. Das Merkmal der technisch gewährleisteten Einzigartigkeit dieser Objekte sorgt gerade bei den Interessenten für Vertrauen und Wertgenerierung. Über die gängigen Handelsplattformen wie Opensea, Looksrare, Rarible oder Blur, können NFTs getauscht werden. Auch innerhalb verschiedener Metaversen wie Decentraland und Sandbox und als Gegenstände in Web3-Spielen können NFTs erworben und gehandelt werden.
Jeder kann NFTs selbst erstellen („minten“) oder zum Kauf anbieten. Wie lange dies noch möglich sein wird, ist von der zu erwartenden Regulierung abhängig. Der aktuelle Boom kommt vor allem Ethereum entgegen, die Plattform, auf der die meisten NFTs gehandelt werden und die von der Nachfrage und höheren Preisen profitiert. Experten sind jedoch vorsichtig, da sie einer finanzrechtlichen Bewertung und Regulierung entgegensehen, die die Gegebenheiten ändern werden.
Die Prinzipien der Blockchain-Technologie als Vision für das Web3
Nicht nur die Anwendung der Blockchain-Technologie in unterschiedlichen Bereichen des Austausches und der Kommunikation ist von Transparenz, der Organisation im Netzwerk und der Unveränderlichkeit geprägt, sondern auch die gesellschaftliche Vision des Web3. Der revolutionäre Sprung, den Web3 im Vergleich zum Web2 gemacht hat, liegt in der Einmaligkeit von digitalen Objekten. Auf dieser Basis werden neue Geschäftsmodelle ausprobiert, die teilweise nur in einem Metaverse, also einer virtuellen Welt, stattfinden.
Packy McCormick beschreibt das Web3 als ein „Internet, das seinen Benutzern und Schöpfern gehört und durch Tokens orchestriert wird“. Die Idee der “Shared Ownership”, bei der die Nutzer:innen die volle Kontrolle und das „Eigentum“ an ihren Daten und Inhalten behalten, löst laut Chris Dixon das zentrale Problem der zentralisierten Netzwerke, bei denen ein Unternehmen den Mehrwert erhält und gegen seine Nutzer:innen und Partner:innen kämpft.
„Web3 ist ein Internet, das seinen Benutzern und Schöpfern gehört und durch Tokens orchestriert wird".